Überfischung
Ökonomischer Aspekt
Überfischung und Ökonomie
Besonders für die Konsumenten ist der Fischfang von großem Nutzen. Sie sind als Endverbraucher die Nutznießer der Fischerei. Ohne Konsumenten gäbe es den Fischfang nur bei Küstenanliegern, die ihn für ihren Eigenbedarf benötigen würden,
denn auch in der Fischerei bestimmt die Nachfrage das Angebot.
Doch im ökonomischen Sinne bezeichnet man die Fischer und die verarbeitende Industrie als Nutznießer. Denn dieser wirtschaftliche Zweig dient den Fischern und der verarbeitenden Industrie als Lebensunterhalt.
Die ca. 4.000 Arbeitsplätze in der Seefischerei und die ca. 4.400 in der Küsten- und Binnenfischerei sind relativ unbedeutend für die deutsche Wirtschaft. Betrachtet man den gesamten Sektor, der ungefähr 43.000 Arbeitsplätze in der Fischindustrie, im Fischgroßhandel, im Fischeinzelhandel und in der Fischgastronomie beinhaltet, erkennt man sofort die Wichtigkeit dieses Sektors. Die Zahl der Beschäftigten in der Deutschen Fischwirtschaft nimmt jedoch immer weiter ab. Im Jahre 2003 wurden insgesamt 9.249 Personen beschäftigt, das sind 1.053 weniger als im Jahre davor (-10,2%). Somit sinkt die Beschäftigtenquote jährlich.
Die traurige Bilanz bestätigt, dass Europa der Weltmeister im Leerfischen ist. Während 30% der Fischbestände weltweit als überfischt gelten, gelten allein im Nordatlantik 39% und im Mittelmeer sogar 88% als überfischt.
Die Europäische Union erklärte als Ziel die Regelung der gemeinsamen Fischerei Politik (GFP). Die gewünschten Ziele der EU sind die nachhaltige Nutzung der Ressourcen, eine Minimierung der Auswirkung der Fischerei auf die Umwelt und eine wettbewerbsfähige Fischereiwirtschaft. Diese Politik funktioniert leider schon seit einem Jahrzehnt nicht und deshalb ist jetzt ein Handeln erforderlich. Das Ergebnis dieser gescheiterten Politik ist, dass fast jeder zweite untersuchte Fischbestand in der EU als überfischt gilt. Dazu ist die Fischfangflotte zwei- bis dreimal größer als für eine nachhaltige Fischerei verträglich wäre. In europäischen Häfen ist der Fisch als Verkaufsware um 30% gesunken.
Eine Studie des WWF, die am 21. November 2014 in Berlin erschienen ist, bezeichnet die Überfischung der Nord- und Ostsee als „ökonomisches Desaster“. Beispielsweise wurde berechnet, welche Erträge die Fischer der Nord- und Ostsee erreichen könnten, würden sie die Fischbestände nachhaltig fischen. Als Beispiel veranschaulichte die Organisation WWF die Überfischung von Kabeljau in der Nordsee, was den Fischern einen Verlust von 415 Millionen Euro brächte. Bei einem nachhaltigem Fischfang könnten Fischer, laut WWF jährlich 140.000 Tonnen Kabeljau fangen, ohne ihren Bestand zu gefährden. Doch durch die dramatische Überfischung des Kabeljau, lag die Fangmenge im Jahr 2001 nur bei 50.000 Tonnen. Der Kabeljaubestand steht kurz davor, völlig zusammen zu brechen. Sodass man vermuten könnte, dass ein Fangstopp für die nächsten Jahre vorauszusehen ist.
Die Situation in der Ostsee ist ähnlich. Der WWF hat nachhaltige Fangmenge von 165.000 Tonnen im Jahr berechnet. Doch auch der Kabeljau-Bestand, der in der Ostsee als Dorsch bezeichnet wird, ist maßlos überfischt. So lag der Ertrag des gefangenen Dorsches im Jahr 2001 nur bei 70.000 Tonnen.
Heike Vesper vom WWF kritisierte: "Jahrelang wurden die Fischbestände ohne Rücksicht ausgebeutet. Jetzt ist der Kabeljaubestand in der Nordsee zusammengebrochen und weitere Bestände stehen kurz davor. Anstatt Erholungspläne für die Bestände umzusetzen, wird dieses Verlustgeschäft jährlich mit Millionen Euro Steuergeldern subventioniert!"