Munition
Phosphor
4. Gefahr durch Phosphor
Die Bomben, die auf dem Meeresgrund liegen, bergen nicht nur die Gefahr, dass sie unkontrolliert explodieren könnten.
Mit der Zeit werden Giftstoffe aus der versenkten Munition freigesetzt, da die Bomben durch den ständigen Kontakt mit Wasser korrodieren, sind sie eine wachsende Gefahr mit ungewissem Ausmaß.
4.1 Verletzungen durch Phosphor
Unter den Munitionsresten sind ebenfalls Brandbomben vertreten. Diese bestehen zum größten Teil aus Phosphor. Dieser ist unbegrenzt im Meer beständig, weil er sich nicht abbaut. Besonders der weiße Phosphor, welcher als Wirkmittel in Brandmunition verwendet wurde, ist gefährlich, da er die reaktivste Form des elementaren Phosphors ist. Er ist selbst zündend. Weißer Phosphor entzündet sich nur im trocknen Zustand bei Temperaturen von 20-40°C, deshalb ist er im Wasser ungefährlich. Wenn er sich entzündet, kann der Brand allerdings nicht mit Hilfe von Wasser gelöscht werden, da brennender Phosphor durch das Zufügen von Wasser zu einer ätzenden Phosphorsäure reagiert. Aus diesem Grund sollte der Brand mit Sand erstickt oder speziellen Feuerlöschern bekämpft werden. Brennender Phosphor kann eine Temperatur von bis zu 1300°C erreichen. Die Flamme ist weiß und durch den Kontakt mit Sauerstoff riecht der weiße Phosphor knoblauchartig.
Außerdem ist weißer Phosphor hochgiftig. Durch Hautkontakt können bereits kleine Mengen zu Verbrennungen führen. Eine mit Phosphor in Kontakt gekommene Person wird versuchen die brennende Stelle auszuschlagen, dies wird allerdings nicht gelingen, da der Phosphor in den Brandbomben mit Kautschukgelatine versetzt wurde. Die zähflüssige Masse bleibt an der Hand kleben und wird weiter verteilt. Die Verbrennungen entsprechen oftmals dritten Grades und können bis auf die Knochen gehen. Durch diese Verbrennungen können Nieren, Leber, Herz und Magen geschädigt werden. Die Dämpfe des Phosphors sind ebenfalls giftig. Schon 1 mg/kg Körpergewicht können zum Tod führen. Allerdings setzt die Giftwirkung erst nach fünf bis zehn Tagen ein. Vor dem Tod kommt es zu Brechreiz, Magenkrämpfen und Benommenheit.
Die Wirkung beruht auf einer Störung der Eiweiß- und Kohlenhydratsynthese, bei Aufnahme über die Haut ist die Gefahr geringer. Unter Eiweißsynthese versteht man die Herstellung von Proteinen in der Zelle. Unter Proteinbiosynthese versteht man das Aneinanderketten von Aminosäuren. Ohne Proteine finden die lebenswichtigen Vorgänge im Körper nicht statt. Proteine sind wichtig für den Stoffwechsel. Hinzu kommt, dass sie wichtig sind für das Gerüst der Zelle. Eine weitere Gefahr ist, dass die Fische Phosphor über ihre Nahrung aufnehmen und es so über die Nahrungskette in den menschlichen Organismus gelangen und dort erhebliche Schäden anrichten kann. Außerdem führt der Phosphor bei Meereslebewesen zu Mutationen, da er das Erbgut verändert.
4.2 Verwechslungsgefahr von Phosphor und Bernstein
Phosphor tritt in Brockenform aus den korrodierten Bomben aus. Dies ist eine große Gefahr für den Menschen, da das Aussehen der Brocken bernsteinähnlich ist. Durch Wind und Strömungen werden die Brocken an den Strand geschwemmt. Das Bernsteinsammeln ist vor allem bei Touristen sehr beliebt. Es hat schon einige Vorfälle in den letzten Jahren gegeben, bei denen Touristen einen vermeintlichen Bernstein in die Hosentasche gesteckt haben. Sie waren sich nicht über die Verwechslungsgefahr bewusst, denn bei diesen Bernsteinen handelte es sich allerdings um Phosphorbrocken, die durch die Strömungen angespült wurden. Die Brocken sind in der Tasche getrocknet und haben sich somit entzündet. Dadurch erlitten diese Menschen teilweise schwere Verbrennungen.
Besonders im Bereich von Usedom gibt es häufiger Vorfälle mit Phosphor. Aber auch an vielen Stränden Schleswig-Holsteins wurde Phosphor nachgewiesen. Auch hier in Kiel, besonders in Strande und Laboe wird weißer Phosphor vermutet. Da Phosphor nicht offiziell als Kampfmittel gilt, wird die Anzahl der Phosphorvorfälle in Deutschland nicht erfasst. Wer jedoch trotz der Verwechslungsgefahr auf Bernsteinsuche gehen möchte, sollte seinen Fund zunächst in eine Dose oder einen metallischen Behälter mit Wasser aufbewahren, um eine Erwärmung zu verhindern. Zu Hause sollte man den Fund dann auf eine nichtentzündliche Oberfläche legen und den Brocken trocknen lassen, um sicherzugehen, dass es sich nicht um weißen Phosphor handelt. Oftmals führen Sammler den sogenannten Klopftest an den Zähnen durch, um festzustellen, ob es sich um einen echten Bernstein oder einen normalen Stein handelt, dies sollte aber erst passieren, wenn sichergestellt ist, dass es sich nicht um weißen Phosphor handelt.
Falls es aber doch zu einem Brand durch Phosphor kommt, sollte man seine Kleidung schnellstmöglich ablegen, um dann den Brand mit Sand zu löschen. Danach sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen und ihn über den Vorfall informieren. Die Heilung kann mehrere Wochen dauern und verursacht oftmals bleibende Schäden.
Am 4.Oktober 2014 in St. Peter Ording dachte eine Urlauberin, sie habe Bernstein gefunden. Sie steckte den Brocken in ihre Jackentasche und ging weiter am Strand spazieren. Nach kurzer Zeit setzte eine grelle Stichflamme die Jacke der Frau in Brand. Der Ehemann der Frau versuchte den brennenden Stein aus der Jackentasche zu entfernen, allerdings ohne Erfolg. Der Frau gelang es, ihre brennende Jacke auszuziehen. Beide erlitten Brandverletzungen und mussten ambulant behandelt werden.
4.3 Auswirkungen von Phosphor auf den Tourismus
Die Gefahr durch Phosphor kann verschiedene Auswirkungen auf den Tourismus und die Bewohner der Nord- und Ostseeküste haben.
Durch die Bekanntmachung der Phosphor Gefahr kann es zu verschiedenen Konsequenzen kommen. Die Touristen könnten verunsichert werden und sie würden das Risiko durch Phosphorbrocken verletzt zu werden, nicht mehr eingehen. Vor allem für Familien mit Kindern würde der Urlaub an den Küsten nicht mehr in Frage kommen. Dies könnte ein Problem für die Hotel- und Gaststättenbesitzer werden, sowie für Supermärkte, die ebenfalls auf die Kundschaft angewiesen sind und deren Existenz kosten könnte.
Ein Problem bestand bis vor kurzem darin, dass Polizei, Feuerwehr und DLRG nicht wussten, wie sie sich bei einem Phosphorbrand verhalten mussten. Aus diesem Grund wurde ein Prospekt entwickelt, welches in allen Ostseebädern ausliegt, nachdem das Personal entsprechend geschult wurde. Das Prospekt wurde von verschiedenen Experten entwickelt und enthält alle wesentlichen Informationen über die Gefahren durch Munitionsreste, um die Strandbesucher zu schützen. Um die Urlauber über die Lage eines belasteten Gebietes zu informieren, werden Warnschilder in der Nähe des Strandes aufgestellt.
Bei der drohenden Gefahr sollte man aber nicht vergessen, dass es in den letzten Jahren nur wenige Vorfälle gegeben hat. Außerdem wird beispielsweise am Schönberger Strand der Sandstrand jedes Jahr mit neuem Sand aufgefüllt, da er zuvor durch den Sturm abgetragen wurde. Dadurch legt sich eine Sandschicht über die angeschwemmten Munitionsreste und verhindert so, dass zum Beispiel Phosphorbrocken an die Oberfläche gelangen.